Vier Thesen zur Zukunft der Kryptowährungen
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Kryptowährungen bleiben ein Thema, das die Anlagewelt beschäftigt. Meinungen über deren Zukunft gehen stark auseinander, manch einer prophezeit gar einen baldigen Untergang. Wie werden sich Bitcoin & Co in den nächsten Jahren wirklich entwickeln? Jörg Hermsdorf, Blockchain-Experte von CONSERVE, einem der ältesten, auf Blockchain-Technologie spezialisierten Systemhäuser in Deutschland, wirft einen Blick in die Zukunft und hat vier Thesen aufgestellt.
These 1 – Der Zeitpunkt für ein Investment in Bitcoin ist ideal
Seit 2010 ist die Kursentwicklung von Bitcoin frequenten Wechseln unterlegen. Nach einem Allzeithoch fielen die Kurse deutlich, bevor dann kurze Zeit später abermals ein Allzeithoch erreicht wurde, auf welches wiederum ein Kursverfall von knapp 90 Prozent folgte. Das ist für Experten keine Überraschung, denn Bitcoin ist eine exponentielle Technologie über die noch immer ein enormes asymmetrisches Wissen im Markt herrscht. Es gibt eine Vielzahl von Anhaltspunkten, dass sich dies in der Preisentwicklung widerspiegelt. Das heißt, Bitcoin erfordert zu diesem Zeitpunkt einen deutlich längerfristigen Investitionshorizont als das was viele Kleinanleger typischerweise gewohnt sind und hat zudem noch eine Volatilität, die viele mental nicht verkraften können, sowohl im positiven als auch negativen Kursverlauf. Der Versuch, mit einem Investitionshorizont von weniger als drei Jahren im Bitcoin-Markt schnelle Profite zu machen, ist und bleibt ein Glücksspiel. Großanleger oder institutionelle Investoren mit einer zukunftsorientierten Anlageperspektive sind hingegen deutlich erfahrener im Umgang mit hoch-volatilen Assets. Gemäß den Erwartungen haben viele investitionsstarke Anleger daher die jüngsten Signale positiv gedeutet und bereits im letzten Jahr begonnen, die Weichen für den Einstieg in diese neue, sehr liquide Asset-Klasse zu stellen. Insbesondere neue Payment-Technologien wie „Lightning“ und die kontinuierliche Verbesserung der Aufbewahrungslösungen für Crypto-Assets lassen einen überaus lukrativen Ausblick für die Anlage in Bitcoin zu – der Zeitpunkt für Investments ist ideal.
These 2 – Bitcoin wird in absehbarer Zeit den Durchbruch in den Alltag schaffen
Auch wenn der jüngste Preisverfall dies nicht gerade vermuten lässt, hat sich das Bitcoin-Netzwerk 2018 vor allem hinsichtlich Skalierung und Geschwindigkeit spürbar weiterentwickelt. So ist das sogenannte Lightning Network, das auf der Bitcoin Blockchain aufbaut und nahezu kostenfrei Sofort-Transaktionen über Zahlungskanäle ermöglicht, mittlerweile in Betrieb und wird von Krypto-Experten bereits für echte Zahlungen genutzt. Jetzt geht es vornehmlich darum, mithilfe dieser Technologie Apps mit guter Benutzerfreundlichkeit zu entwickeln, die alltagstauglich sind und das Potenzial haben, sich in der Gesellschaft durchzusetzen.
Early Adopters werden vermutlich vor allem Online-Händler sein, die das Lightning Zahlungssystem dann als optionale Zahlungsmethode anbieten, um kostengünstig neue Märkte zu erschließen, in welchen etwa Kreditkarten oder Paypal nicht verfügbar beziehungsweise kaum verbreitet sind. In der westlichen Welt wird Lightning vor allem die Menschen ansprechen, die Wert auf ihre Privatsphäre legen und die den Kreditkartenunternehmen nicht ihre gesamten Einkäufe und Transaktionsdaten anvertrauen wollen. Denn im Gegensatz zu Kreditkarten-Zahlungen werden Lightning-Zahlungen nicht an einer zentralen Stelle abgewickelt. Dementsprechend existiert auch kein großer Datentopf, welcher von Hackern angezapft oder von den Zahlungsanbietern selbst ausgewertet werden könnte. Durch die Offenheit und Interoperabilität des Lightning-Netzwerks wird jeder Mensch die Wahl haben, ob er selbst einen sogenannten „Lightning-Knoten“ betreibt oder ob er die Abwicklung seiner Transaktionen einer Person oder einem Unternehmen anvertraut. Für Laien ausgedrückt funktioniert Lightning also wie ein Netzwerk aus hunderttausenden von kleinen VISA‑, MasterCard- und American Express-Unternehmen mit vielleicht jeweils nur ein paar hundert oder tausend Kunden. Die Kosten für den Betrieb eines Lighting-Knotens werden, genauso wie der damit verbundene Zeitaufwand, aufgrund von Automatisierung sehr gering sein. Der große Unterschied zu aktuellen Kreditkarten-Systemen ist allerdings, dass Transaktionen zwischen Sender und Empfänger erstens anbieterunabhängig und zweitens mit Geschwindigkeiten von unter einer Sekunde problemlos möglich sind. Gleichzeitig haben lediglich Sender und Empfänger Zugriff auf die mit der Zahlung verbundenen Informationen, da die Daten dezentral gespeichert werden – ein gewaltiger Gewinn für die Privatsphäre.
These 3 – Bitcoin wird höchstwahrscheinlich das Zahlungsmittel künftiger Generationen
Seien wir ehrlich – Bitcoin ist als Zahlungsmittel (noch) nicht massentauglich. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind wir davon aber nicht mehr weit entfernt: Gerne wird die aktuelle Situation von Blockchain-Experten mit dem Wandel unserer Gesellschaft vor und nach der Erfindung des Internets verglichen. Wer hätte sich damals die Implikationen vorstellen können? Noch bedeutet das Bezahlen mit Bitcoin im Alltag einen massiven Zeitaufwand und bringt viele Umständlichkeiten mit sich. Andere digitale Zahlungsoptionen, wie etwa Paypal, sind aktuell deutlich benutzerfreundlicher und werden von den meisten Anbietern bereits akzeptiert. Doch auch hier müssen Anwender zumindest bei der Anmeldung viele bürokratische Hürden stemmen sowie gewisse Voraussetzungen mitbringen.
Insbesondere die jüngeren Generationen, die sich bereits jetzt aus reiner Neugier mit Kryptowährungen und Blockchain-Technologie auseinandersetzen, entwickeln zunehmend ein anderes Verhältnis zu Konten, Banken und vor allem auch zur Privatsphäre. Wenn der Zeitpunkt kommt, an dem die ersten „Bitcoin-Teenager“ alt genug sind, ein eigenes Bankkonto zu beantragen und mit dem bürokratischen Prozess der Kontoeröffnung konfrontiert werden, wird sich vielen die Frage stellen, ob ihnen die Verwendung von Bitcoin bis dahin nicht vielleicht deutlich leichter fällt.
Gleichzeitig befindet sich das System aus „Bankgeld“ und „Bankkonten“ nach rund 400 Jahren am Ende seiner Optimierungsmöglichkeiten. Kryptowährungen wie Bitcoin dagegen stehen im Vergleich dazu noch am Anfang ihrer Existenz – niemand kann heute sagen, was hier noch alles möglich ist.
These 4 – Bitcoin könnte ultimativ Gold als Wertspeicher #1 ablösen
Ungefähr fünf Jahre haben die Vermögensverwalter noch Zeit, um Lösungen zu entwickeln, die einen Handel und eine Verwahrung von Krypto-Assets für Endkunden ermöglichen. Denn ab 2024 stellt Bitcoin dann infolge der regelmäßigen, alle 4 Jahre stattfindenden Halbierung der „Schürfmenge“ das „härteste“ Geld dar, dass der Mensch je geschaffen hat und könnte damit Gold als Wertspeicher Nr. 1 ablösen. Dieser „ökonomische Härtegrad“ eines Geldes bestimmt sich daraus, dass trotz steigender Nachfrage nur eine limitierte Menge vorhanden ist bzw. wie viel zusätzliches Geld in der nächsten Zeit hinzukommt. Im Gegensatz zu Fiatgeld lassen sich Bitcoins nicht einfach nachdrucken. Es wird nur eine maximale Anzahl von knapp 21 Millionen Bitcoins geben. Das ist einmalig in der Geschichte, dass ein Geld wirklich begrenzt ist. Denn selbst bei Gold liegt die weltweite, jährliche Produktion seit jeher zwischen 1,5 und 2 Prozent. Das ist nicht schlecht, denn egal wie sehr sich die Goldminenbetreiber auch anstrengen, es wäre ihnen derzeit technisch nicht möglich, die neu geförderte Menge Gold auf über 2 Prozent zu bringen, sollte die Nachfrage nach Gold drastisch steigen. Zumindest war das die letzten 5000 Jahre so. Aber für einen Wertspeicher ist zwei Prozent Inflation auch nicht perfekt, denn optimal wären null Prozent. Doch vergleicht man Gold mit allen anderen liquiden Gütern, die der Mensch produzieren kann, ist Gold bisher das inflationsstabilste Produkt menschlicher Arbeit bzw. Zeit und hat sich deshalb in einem tausendjährigen Wettstreit als bester Wertspeicher durchgesetzt. Unpraktisch an Gold ist lediglich die Teilbarkeit, die Überprüfung der Echtheit und das hohe Gewicht, um es im Alltag als Zahlungsmittel zu verwenden. Aber als Wertspeicher hat Gold bisher gute Dienste geleistet.
Bitcoin dagegen weist keine dieser Probleme auf und sein einfacher Algorithmus ist so gestaltet, dass die Inflation ab 2020 mit der von Gold gleichzieht und ab 2024 sogar unter die Inflation von Gold sinkt und konstant weiter fallen wird – bis die Inflation schlussendlich bei null Prozent ankommt. Diese Eigenschaft wird von vielen Menschen fälschlicherweise oft als „Deflation“ bezeichnet. Korrekt ist aber „Dis-Inflation“, was ähnlich klingt, aber etwas völlig anderes ist. Gepaart mit der „perfekten Teilbarkeit“ von Bitcoin erlaubt dies erstmalig in der Geschichte der Menschheit einen begrenzten aber liquiden Wertspeicher mit darauf aufbauendem Geldsystem ohne Inflation.
Jörg HermsdorfCloud- und Blockchain Experte, System Architect, Research & Co-Founder
Jörg hat Informatik und Kognitionswissenschaften an der TU Dresden studiert, mit Schwerpunkt auf Architekturen verteilter Systeme und IT-Sicherheit. Er war Unternehmensberater und Gründer eines App Start-ups. Als Mitgründer ist er der führende Ansprechpartner zu Themen rund um Blockchain-Technologie und Krypto-Währungen. Jörg untersucht seit 2010 die Bitcoin-Technologie auf Schwachstellen und Einsatzmöglichkeiten, sein fundiertes Fachwissen basiert auf jahrelanger Recherche und Interaktion mit der Bitcoin- und Blockchain Community.
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