Experte klärt aufWas hinter dem NFT-Hype steckt und warum Bitcoin nicht dabei ist
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Bitcoin, Krypto, NFTs. Wo geht die Reise hin oder sind wir schon am Ende angekommen? Der Bitcoin-Experte Jörg Hermsdorf liefert in seinem Gastbeitrag die Antworten.
Für ein besseres Verständnis betrachten wir im Detail drei große Felder: Bitcoin, Krypto-Währungen und NFTs.
1. Bitcoin: Krypto-Geld, Krypto-Währung oder Wertspeicher?
Vor 13 Jahren wurde Bitcoin geboren und von seinem Erfinder als elektronisches “Cash System” beworben — was auch immer damit gemeint war, denn das Wort “Cash” hatte über die Jahrhunderte verschiedene Bedeutungen. Für die einen steht dabei im Vordergrund, dass “Cash” das allgemein akzeptierte Zahlungsmittel ist, für die anderen, dass Geschäfte mit “Cash” final bzw. abschließend sind und im Anschluss an die Transaktion der Cash-Empfänger keinem Gegenparteirisiko mehr ausgesetzt ist (im Gegensatz zu den meisten anderen elektronischen Zahlungsmitteln, wie beispielsweise Kreditkarten).
Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass eine Erfindung von den Menschen schlussendlich nicht im Sinne des Erfinders verwendet wird, sondern für einen in ihren Augen wichtigeren Zweck. So wundert es nicht, dass Bitcoin in der westlichen Welt, wo es eine breite Vielfalt an elektronischen Zahlungssystemen gibt, eher als möglicher Wertspeicher betrachtet wird. Allerdings gibt es auch Länder in der Welt, in denen Bitcoin für viele Menschen aktuell die einzig zur Verfügung stehende elektronische Zahlungsmöglichkeit ist und dieser Aspekt dort stärkeres Gewicht hat als die Wertspeicherfunktion.
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Bitcoin / US Dollar (btc/USD)
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Bitstamp Currencies
Bitcoin hat somit viele Gesichter: Krypto-Währung, Krypto-Geld oder Krypto-Asset. Es kommt auf den eigenen Standpunkt an! Wie viele Menschen kennen überhaupt den Unterschied zwischen Währung und Geld? Entsprechend breit ist daher auch das Spektrum vorhandener Meinungen. Manche sagen, Bitcoin ist die größte Dreckschleuder der Welt, andere glauben es ist die bedeutendste Erfindung seit Gutenbergs Druckerpresse.
Vergleicht man die Markkapitalisierung von Bitcoin mit Unternehmen, so steht Bitcoin mit ca. 673 Milliarden USD aktuell auf Platz 8, nach den bekannten Tech-Giganten wie z.B. Apple, Microsoft, Google etc.. Bitcoin gleicht in vielen Aspekten einem Big-Tech Unternehmen, nur eben ohne CEO und keiner festen, hierarchischen Unternehmensführung. Verglichen mit Gold, dem größten aller “Assets” (ca. 12 Billionen USD Marktkapitalisierung), spielt Bitcoin noch in einer kleineren Liga, aber ist dennoch inzwischen ein fester Bestandteil in der Finanzszene und vieler Investment-Portfolios. Bitcoin wird von vielen als digitales Gold bezeichnet und als wichtiger Wertspeicher der Zukunft eingeschätzt. Dies ist u.a. daran erkennbar, dass vor zwei Wochen sogar einer der weltweiten “Big Four” der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften, nämlich KPMG Kanada, einen Teil ihrer kanadischen Dollar Rücklagen in Bitcoin umgewandelt hat.
2. Kryptowährungen: Explosion der Artenvielfalt
Nur wenige Menschen können den Unterschied zwischen “Währung” und “Geld” erklären. Es gibt mittlerweile mehr als 15.000 Krypto-Währungen (coinmarketcap). Viele davon kopieren zwar einige oder sogar alle Elemente von Bitcoin (wie z.B. die Blockchain), aber kaum eine dieser Währungen versucht auch nur im Ansatz ein besseres “Geld”, sondern lediglich eine alternative “Währung” zu sein, daher auch die Klassifizierung als Krypto-Währung.
Diese Vielfalt macht den Handel und die Spekulation mit Krypto-Währungen auch deutlich riskanter und unübersichtlicher als die Spekulation mit Krypto-Geld. Bei der Spekulation mit Krypto-Geld ist es die entscheidende Frage, ob es Bitcoin schafft, die Grundgeldmenge M0 (auch die “Geldbasis” genannt) zu ersetzten, die derzeit maßgeblich von einer sehr kleinen Gruppe der Zentralbanken verwaltet und gesteuert wird, oder ob dies Bitcoin eben nicht schafft und das 21. Jahrhundert, wie auch das vorherige, durch ein sogenanntes Fiat-Regime geprägt wird.
Bei der Spekulation mit Krypto-Währungen ist die Wette bzw. die Frage, welche der aktuell mehr als 15.000 Kandidaten das größte Potential als Technologie für Sichteinlagen, Quasigeld, Kreditgeld usw. hat. Die Teams und Technologien hinter diesen Krypto-Währungen sind noch jung und deren Ausgang ist ungewiss. Zwar sind einige Menschen mit dem Handel von Krypto-Währungen zu Millionären geworden, doch mindestens genauso viele haben ihr Investment verzockt und verloren.
Krypto-Währungen sind naturgemäß deutlich ungewisser und auch volatiler als Krypto-Geld, zumal Bitcoin durch Weiterentwicklungen wie z.B. mit der Lightning-Technologie ebenfalls um den Thron bei den Krypto-Währungen kämpft.
3. NFTs: Ein digitales Ökosystem in den Kinderschuhen, für Markenverliebte und Sammler
NFTs (nicht-fungible Token) sind das Gegenstück von Krypto-Währungen (fungible Token). In der Ökonomie unterscheidet man alle Dinge, die “Wert” haben, entweder in fungible Dinge oder in nicht-fungible Dinge.
Währungen sollten möglichst “fungibel” sein, weil nur so ein effizienter Tauschvorgang und eine effiziente Wirtschaftlichkeitsrechnung möglich ist. Nicht-fungible Dinge hingegen erlauben es den Menschen ihre individuellen Wertvorstellungen auszudrücken und für andere Menschen sichtbar zu machen. In der Regel handelt es sich dabei um Dinge mit einem historischen oder emotionalen Wert. Anders gesagt, bei nicht-fungiblen Dingen ist die Historie der vorherigen Besitzer wichtiger als der eigentliche “Materialwert”.
NFTs versuchen dieses Konzept aus der physischen Welt in die digitale Welt, den Cyberspace, zu transportieren. Dies basiert auf der gleichen Technologie wie die meisten Krypto-Währungen, nämlich mit Hilfe einer Blockchain, die den digitalen Objekten einen eindeutigen zeitlichen Verlauf über verschiedene “Besitzer” zuordnen kann. Die ersten NFTs gab es schon ca. 2012 in Form von sogenannten “Colored Coins” auf der Bitcoin-Blockchain, allerdings ohne viel Hype, da es keine Software für die einfache Erzeugung von NFTs durch normale Anwender ohne Programmierkenntnisse gab. Mit der Zeit hat sich auch herausgestellt, dass es schwierig bis unmöglich ist, eine Blockchain für sowohl fungible als auch für nicht-fungible Anwendungsfälle zu optimieren. Da die Bitcoin Community den Anspruch hat, das beste Geld der Welt zu entwickeln, liegt das Augenmerk bei Bitcoin seit jeher auf Fungibilität, wodurch die Enthusiasten für NFTs auf andere Blockchains ausgewichen sind.
Die Anwendungsfälle für NFTs sind vielfältig, vom digitalen Kunsthandel über Musikkreationen, Tausch von Fußball-Sammelkarten bis hin zu außergewöhnlichen Gegenständen in Multiplayer-Computerspielen (z.B. neue Schuhe für den eigenen Fortnite-Avatar) ist alles möglich. Viele Marken und Künstler springen auf diesen neuen Trend auf, da sich das Leben und die Interaktion vieler Menschen weiterhin stark in digitale Welten und Plattformen verschiebt. Allerdings gibt es auch konzeptionelle Beschränkungen von NFTs, die im aktuellen Hype etwas untergehen und vor allem diejenigen enttäuschen dürften, die NFTs aktuell als gutes sowie sicheres Investment betrachten.
Wie kann man sich NFTs konkret an einem Beispiel ansehen, um diese besser zu verstehen? Welche Kenntnisse und Fertigkeiten braucht man dazu? Welche Limitierungen gibt es derzeit noch und wie können diese behoben werden? Welche weiteren Anwendungsfälle wird es für NFTs geben, die sich derzeit noch in der Entwicklung befinden oder noch nicht bedacht wurden?
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Jörg HermsdorfCloud- und Blockchain Experte, System Architect, Research & Co-Founder
Jörg hat Informatik und Kognitionswissenschaften an der TU Dresden studiert, mit Schwerpunkt auf Architekturen verteilter Systeme und IT-Sicherheit. Er war Unternehmensberater und Gründer eines App Start-ups. Als Mitgründer ist er der führende Ansprechpartner zu Themen rund um Blockchain-Technologie und Krypto-Währungen. Jörg untersucht seit 2010 die Bitcoin-Technologie auf Schwachstellen und Einsatzmöglichkeiten, sein fundiertes Fachwissen basiert auf jahrelanger Recherche und Interaktion mit der Bitcoin- und Blockchain Community.
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